(Dis)solutions/(Auf)lösungen
- dekoloniale Begegnungen
Das Projekt (Dis)solutions/ (Auf)Lösungen – Dekoloniale Begegnungen des Goethe-Instituts rückt Osteuropa und Zentralasien als Regionen mit besonderer postkolonialer Prägung in den Fokus. In den dortigen kulturellen Szenen und zivilgesellschaftlichen Initiativen finden sich vielfältige dekoloniale Ansätze, die bislang jedoch meist innerhalb nationaler Grenzen verbleiben – Grenzen, die selbst oftmals kolonialen Ursprungs sind. Zugleich fehlt es marginalisierten Perspektiven auf Themen wie Identität, Geschichte, Sprache oder kulturelles Erbe an Sichtbarkeit und öffentlicher Plattform. Das Projekt wird von den Goethe-Instituten Ukraine sowie Kasachstan durchgeführt.
In einer ersten Phase 2023 wurden sechs Expert*innen aus Armenien, Estland, der Republik Moldau, der Ukraine, Kasachstan und Kirgisistan mit der Kartierung post- und dekolonialer Praktiken in Kunst, Kultur und Zivilgesellschaft beauftragt. Auf Grundlage dieser Analyse entstand in Zusammenarbeit mit den Expert*innen ein Konzept für die Folgephase, welche im Zentrum der Evaluation steht. Drei Kuratorinnen entwickelten daraus ein Residenzprogramm, das Künstler*innen aus zwölf Ländern zu Residenzreisen bzw. Kurzaufenthalten in mehreren Ländern der genannten Regionen einlädt. So konnten zwischen 2024 und 2025 19 Künstler*innen an vier Reisen in insgesamt acht Länder teilnehmen. Vor Ort werden die Künstler*innen von lokalen Organisationen betreut, erhalten Zugang zu Archiven, Museen und Kulturszenen und setzen sich intensiv mit den jeweiligen postkolonialen Realitäten auseinander. Die Residenzen bieten Raum für künstlerische Reflexion, interdisziplinären Austausch und die Entwicklung neuer Werke. Begleitende Maßnahmen wie Workshop, die Teilnahme an der Konferenz der RUTA Association in der Ukraine (2024, 2025), sowie die Produktion einer englischsprachigen Podcast-Reihe ergänzen das Programm.
Die Evaluation untersucht, inwiefern das Projekt zum übergeordneten Ziel, einen Austausch Europas mit der Welt zu fördern, beitragen konnte. Insbesondere wird dabei die kulturpolitische Bedeutung des Projekts mit dem Fokus auf dekoloniale Begegnungen in den Regionen Osteuropa und Zentralasien untersucht, sowie die Arbeitsweise und Formate des Projekts, um diese Begegnungen zu ermöglichen. Entsprechend dem „kultur wirkt“-Ansatz des Goethe-Instituts bietet die Evaluation eine Grundlage für Lern- und Entwicklungsprozesse. Im Sinne eines dekolonialen Ansatzes werden neben der institutionellen und Projektperspektive insbesondere die individuellen Perspektiven Beteiligter ins Zentrum gerückt.
Im Rahmen der Evaluation werden qualitative Interviews mit Expert*innen und Stakeholdern aus den Regionen, Fokusgruppen mit beteiligten Künstler*innen und Host-Organisationen, inhaltliche Analysen der Podcast-Reihe sowie eine Netzwerkanalyse durchgeführt.