work::sounds – Wie klingt die Arbeitswelt? 2012/13
Die Arbeiterkammer Wien und EDUCULT bieten gemeinsam ab Herbst 2012 ein neues Projekt für Schulen an, bei dem sich Jugendliche mit Methoden der ästhetischen Forschung mit der Arbeitswelt auseinandersetzen. Auf sinnliche Weise sollen neue Zugänge zur Arbeitswelt gefunden und in einer anregenden Lernumgebung gemeinsam Erfahrungen gemacht und ausgetauscht werden.
Wie klingt die Produktion einer Bremse? Welche Geräusche prägen das Arbeitsumfeld eines Elektrotechnikers? Was hört eine Mechanikerin während ihres Dienstes?
Unter dem Titel „work::sounds – Wie klingt die Arbeitswelt?“ erkunden Jugendliche mit Methoden der ästhetischen Forschung unterschiedliche Arbeitsumfelder und entdecken dabei aktiv ihren eigenen Bezug zur Arbeitswelt. Sie ergründen unter anderem, ob die tatsächlichen, vielschichtigen Arbeitsumgebungen ihren bestehenden Vorstellungen standhalten können.
Die Jugendlichen entwickeln über die Herangehensweise des ästhetischen Forschens eigene Sound-Collagen, die spezifische Aspekte der heutigen Arbeitswelt auf sinnliche Weise nachvollziehbar machen. Dabei stellen sie ihre eigenen Fragen an InterviewpartnerInnen und an die jeweilige Umgebung, setzen sich etwa mit Perspektiven der historischen Veränderung der Arbeitswelt (von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft) auseinander sowie mit Aspekten der Gesundheit und des Arbeitsklimas und mit sozialen und kommunikativen Gegebenheiten – z.B. welche Sprache(n), Dialekte werden gesprochen, wie ist der Umgangston…?
Umsetzung
Im Herbst und Winter 2012/13 wird das Pilotprojekt „work::sounds – Wie klingt die Arbeitswelt“ mit vier Klassen aus unterschiedlichen Schulen durchgeführt, das für jede teilnehmende Klasse drei aufeinanderfolgende Workshops bietet. Ein zentrales Moment des Projekts ist der Besuch jeder Klasse eines mittleren oder großen Betriebs, in dem die Jugendlichen in Kleingruppen das Unternehmen unter Anleitung sinnlich und qualitativ erforschen. Ausgestattet mit Audio-Rekordern, Fotokameras und einem zuvor erstellten Interviewleitfaden erkunden sie die Arbeitsbedingungen und -umgebungen der MitarbeiterInnen und machen sich auf die Suche nach Arbeitsutensilien und Gegenständen mit denen dortige ArbeitnehmerInnen hantieren bzw. welche typisch für den Betrieb sind und die sie für den folgenden Workshop als „Instrumentarium“ mitnehmen dürfen. Die im Betrieb gesammelten Materialien (Audio-Aufnahmen und Fotos von konkreten Arbeitsmomenten, Interviews und typische Gegenstände) werden im letzten Workshop unter Anleitung eines Künstlers/einer Künstlerin aus dem Bereich der Live-Elektronik zu einem gemeinsamen musikalischen Werk „work::sounds“ verarbeitet. Dieses experimentelle Stück dient gemeinsam mit einer von den Jugendlichen erstellten Fotoserie als Basis für einen kurzen Rätsel-Video-Clip „work::sounds – make a guess“, der als Produkt des Projekts im Internet öffentlich zugänglich ist.
Der Workshopreihe folgt im April 2013 das halbtägige Workshop-Modul „Remix work::sounds“, das an fünf aufeinanderfolgenden Tagen für insgesamt 10 Schulklassen angeboten wird. Die Jugendlichen erarbeiten aus den bestehenden Materialien aus der Workshopreihe (nun stehen den SchülerInnen Geräusch-Sequenzen, Bilder, Interview-Sequenzen und Gegenstände aus vier verschiedenen Betrieben zur Verfügung) ein gemeinsames musikalisches Werk, das als ein „Remix“ aus verschiedenen Arbeitsumgebungen zu verstehen ist. Akustische und visuelle Eindrücke von unterschiedlichen Betrieben werden klanglich und grafisch bearbeitet und durchmischt. Wiederum entsteht pro Klasse ein kurzer Video-Clip, der als künstlerisch-ästhetisches Profil von verschiedenen Betrieben und als Vermischung von verschiedenen Arbeitsumgebungen zu einer Klangwelt im Internet veröffentlicht und somit auch anderen Schulen als Anregung für den Unterricht übermittelt werden kann.
EDUCULT begleitet das Projekt konzeptiv, organisatorisch, methodisch, musikvermittelnd und technisch. Wir bringen u.a. unsere Erfahrungen
aus dem Projekt Kultur.forscher! ein – ein Projekt an deutschen Schulen, bei dem die SchülerInnen mittels ästhetischer Forschung lernen und gestalten.
Feedback von Schülern
Ruiji Zhao, HTL Wien 10 Ettenreichgasse:
Wer meint, dass die technische Arbeitswelt nur aus langweiligen, sich wiederholenden Vorgängen mechanischer und elektrischer Art besteht, hat diesen vielseitigen Beruf wohl bisher aus einer ziemlich statischen Perspektive betrachtet. Gemeinsam mit der Arbeiterkammer und dem Verein EDUCULT wurde unsere Klasse, die 4AHETE, in ein neuartiges und anfangs etwas befremdendes Projekt eingeführt: „work::sounds – wie klingt die Arbeitswelt?“ […] Das Endergebnis war ein interessanter Einblick in eine andere Klangwelt, die sich wie ein Ambiente, Post-Rock-Stück einer Elektronikgruppe anhörte. Das Projekt war somit nicht nur ein Exkurs vom gewöhnlichen Unterricht, sondern auch ein absolut anderer, intensiver Einblick in ein doch schwer überblickbares Gefilde.
Christopher Steindorfer, HTL Wien 10 Ettenreichgasse:
Das von der Arbeiterkammer in Auftrag gegebene Projekt – work::sounds – bot uns angehenden HTL – Absolventen interessante Einblicke in unsere zukünftige Arbeitswelt. Neu für die meisten von uns war allerdings der künstlerische Aspekt. Mit viel Engagement und Detailliebe produzierten alle Schüler in Teamarbeit ehrgeizig einen Clip der sich sehen lassen kann.
Mehr dazu auf der Webseite der HTL Wien 10
Feedback von begleitenden Lehrpersonen
Mag. Heidi Schitz, HTL Wien 10 Ettenreichgasse:
„work::sounds – für begeisterungsfähige Schüler einer HTL eine tolle Gelegenheit aus der Schule hinaus-zugehen, hinein in die Arbeitswelt, in einen Betrieb – dort zu schauen, zu beobachten, zu hören und auch zu staunen. Ein sinnliches Erlebnis, das die eigene Kreativität über einen technischen Zugang anregt und fördert. Für mich ein äußerst spannendes und gelungenes Projekt, das beweist, dass „Unterricht“ außerhalb der Schule „Erfahrung und Lernen für das Leben“ sein kann.“
DI Paul Skritek, HTL 22 Donaustadt:
„Für Schülerinnen und Schüler ist work::sounds eine abwechslungsreiche Gelegenheit, eine konkrete Ar-beitsumgebung mehrschichtig kennen zu lernen: Die Technik, ihre zugehörige Geräuschwelt in vielen De-tails zu erforschen und von Mitarbeitern und Firmenleitung über das reale Berufsleben ausführlich Auskunft zu erhalten. Die abschließende Sound-Bearbeitung gibt den Jugendlichen den Frei-raum, die Geräusche und Bilder nach ihrem eigenen Ausdruck in Verbindung zu bringen und zu vermitteln.“
Mag. Andrea Motamedi, HTL Wien 3 Ungargasse:
„work::sounds ist ein Projekt, das Jugendliche anspricht, da im Projekt sowohl der Bezug zur Arbeitswelt, zu Beruf und Zukunftsorientierung hergestellt wird als auch ästhetische Erziehung erfolgt. Die Auseinandersetzung mit Sounds aus der Arbeitswelt mit modernen Medien und Musik spricht die Jugendlichen an. Interviews zu führen, Fotos zu machen, Sounds zu mixen, zu kreieren fördert die kreative Kompetenz der Jugendlichen, welche manchmal im Schulsystem der berufsbildenden Schulen vernachlässigt wird, aber immens wichtig für die personale und soziale Kompetenz der Schülerinnen und Schüler ist.“
Kurzdokumentation „work::sounds“ im Schuljahr 2012/13
Video „work::sounds – make a guess!“
Video „remix work::sounds“
Foto Abschlusspräsentation
Foto making of
https://www.flickr.com/photos/educult/albums/72157632770464932
Foto Unternehmensbesuch
INFORMATION
Laufzeit: September 2012 bis April 2013Auftraggeber: Arbeiterkammer Wien
Musikalische Leitung: Helge Hinteregger
Kontakt: barbara.semmler(at)educult.at