Newsletter 02/2020
Liebe Freund*innen und Partner*innen von EDUCULT!
„Wir leben in außergewöhnlichen Zeiten.“ Auf diese Weise einen Artikel oder einen Blog zu eröffnen, war immer schon Effekthascherei. Ist der jeweils aktuelle Moment nicht immer ein besonderer? Noch vor einem Monat so einen Auftakt gewählt zu haben, erscheint aus heutiger Sicht aber geradezu lächerlich. Nicht so heute. Nicht so in diesem Augenblick, wenn wir in unseren eigenen vier Wänden sitzend auf den Senden-Knopf klicken.
Noch vor zwei Wochen haben wir unseren englischen Newsletter versendet, noch in der Hoffnung, die eine oder andere Veranstaltung wie geplant umsetzen, das eine oder andere Projekt wie vorgesehen angehen zu können. Als Institut, das hauptsächlich in den Bereichen Kultur und Bildung tätig ist, betreffen uns Schulschließungen und Veranstaltungsabsagen für unsere eigenen Kulturvermittlungsprojekte, aber auch für unsere Forschungen vor Ort. Dazu sind unsere internationalen Kontakte und Netzwerke eingefroren, Arbeitstreffen in Deutschland, Budapest oder Ancona auf unbestimmte Zeit verschoben und Eigenveranstaltungen in Wien abgesagt.
Uns bleibt, das, was noch möglich ist, zu tun: Berichte abschließen, Dokumentenanalysen fortsetzen und Forschungsinterviews telefonisch führen. Das ist nicht viel dieser Tage. Was vielmehr umtreibt, ist, zu verstehen, wie das Kurzarbeitsmodell für einen wirtschaftlich arbeitenden gemeinnützigen Verein funktioniert und was es daneben für Unterstützungsmöglichkeiten gibt, um diese Zeit zu überstehen. Wohlwissend, dass wir dank der großangelegten Hilfspakete der österreichischen Bundesregierung vermutlich mit einem blauen Auge davonkommen werden. Wohlwissend, dass andere noch viel stärker und schneller in eine schwierige Situation kommen und bereits gekommen sind.
Dazu gehört zum Beispiel unser aktueller US-amerikanischer Praktikant, der als Fulbright-Stipendiat für ein Jahr nach Österreich kam und noch bis zum Sommer über das USTA-Programm Wiener Schulen beim Englischunterricht unterstützt – zumindest war das so vorgesehen. Dafür ist er von der Bildungsdirektion angestellt, nein, war er von der Bildungsdirektion angestellt. Denn diese hat aufgrund der Schulschließungen (obwohl nur bis Ostern angekündigt) kurzerhand alle Lehrassistent*innen des Programms gekündigt, woraufhin auch deren Visa verkürzt wurden. Ist das die aktuell vielbeschworene Solidarität? Der Plan unseres Praktikanten, seinen Aufenthalt um ein Jahr zu verlängern, wird damit jäh unterbrochen. Wir können das jedenfalls nicht nachvollziehen und fordern, dass die Behörden hier zukunftsorientiertere Lösungen vorschlagen!
Betroffen von der aktuellen Situation sind aber auch insbesondere selbstständige Künstler*innen und Kulturvermittler*innen. Deshalb widmen wir ihnen diesen Sondernewsletter, in dem wir Unterstützungsinstrumente und kreative Kulturangebote während der COVID-19-Krise gesammelt haben, und wünschen uns allen gute Anpassungsfähigkeit und ausreichend Durchhaltevermögen.
Bleibt kreativ und gesund!
Euer EDUCULT-Team
INHALT:
EDUCULT INFORMIERT
DISKURS – WIMMER’S MONTHLY
EDUCULT INFORMIERT – IN ZEITEN VON COVID-19
ÜBER UNTERSTÜTZUNGSINSTRUMENTE FÜR KUNSTSCHAFFENDE UND KULTURBETRIEBE
Informationsservice für Kunst- und Kulturschaffende
Das Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport schafft einen Informationsservice für Kunst- und Kulturschaffende, um die wichtigsten Fragen rund um die Auswirkungen des Coronavirus für den Kulturbereich zu beantworten. Es werden Informationen zu möglichen Unterstützungsmaßnahmen, Erleichterung bei Sozialversicherungsbeiträgen und Abgaben, Projekten und Veranstaltungen sowie Förderabrechnungen angeboten. [mehr dazu]
Rundschau möglicher Unterstützungsmaßnahmen seitens der IG KULTUR Österreich
Von den Maßnahmen zur Bekämpfung der Ausbreitung des Corona-Virus sind alle betroffen, für in Kunst und Kultur Tätige kann der Einnahmenausfall existenzbedrohend sein. Die IG Kultur hat in einem Bericht mögliche Unterstützungsinstrumente seitens der öffentlichen Hand aufgelistet, die Betroffene in Anspruch nehmen können, um akute Notlagen von Kulturvereinen sowie Künstler*innen- und Kulturarbeiter*innen abzufedern. [mehr dazu]
COVID-19-Kurzarbeit für Kulturbetriebe
Auch Kulturbetriebe haben die Möglichkeit, die Corona-Kurzarbeit zu beantragen. Dies kann dazu beitragen, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, die soziale und finanzielle Absicherung von Arbeitnehmer*innen zu gewährleisten und die Flexibilität im Personaleinsatz zu bewahren. Hierbei können über einen Zeitraum von drei Monaten mit Verlängerungsmöglichkeit um weitere drei Monate 80-90% der Personalkosten vom österreichischen Staat übernommen werden. [mehr dazu]
Gewerkschaftskampagne #schnellhelfen
Im Rahmen der Kampagne #schnellhelfen hat Younion, die Daseinsgewerkschaft, Online-Unterschriften gesammelt, damit die Bundesregierung den Beschäftigten im Kunst- und Kultur-Bereich rasch unter die Arme greift. Hier geht es zur die Informationsseite zur Kampagne der Younion und hier kann unterstützt werden.
Unterstützungsfonds im KSVF
Aus gegebenem Anlass verweisen wir nochmals auf den Unterstützungsfonds im Künstler*innensozialversicherungsfonds (KSVF), der 2015 eingerichtet wurde, um Künstler*innen in Notfällen zu unterstützen. Im Zuge der Hilfsmaßnahmen seitens der Bundesregierung Österreichs für die Folgen der COVID-19-Krise werden zusätzliche Hilfsgelder für Tätige in Kunst und Kultur in Höhe von 5 Millionen Euro bereitgestellt. Dabei werden erstmalig auch Kulturvermittler*innen mitberücksichtigt. Einen Leitfaden für Anträge gibt es hier. Seit Oktober 2019 sind neue Richtlinien in Kraft und geben den organisatorischen Rahmen sowohl für die Einreichungen von Künstler*innen als auch für die Arbeit des Beirats und der Geschäftsführung vor. Diese Richtlinien sind Bestandteil jeder Unterstützungsvereinbarung. Den nun überarbeiteten Richtlinien liegt eine Evaluation der bisher gültigen Richtlinien zugrunde, die EDUCULT in den Jahren 2017-18 durchgeführt hat. Den Evaluationsbericht finden Sie hier. [mehr dazu]
Fragenkatalog vom Kulturrat Österreich zu COVID-19 und die Folgen für die Freie Szene
Der Kulturrat Österreich hat einen ersten Fragenkatalog an die Kunst- und Kulturverwaltung des Bundes erstellt, der Vizekanzler und Bundesminister Werner Kogler und Staatssekretärin für Kunst und Kultur Ulrike Lunacek überreicht wurde. Die (bisherigen) Antworten aus dem Ministerium vom 16.3. sind eingefügt. Weitere Fragenkataloge an die Kunst- und Kulturverwaltungen der Länder und Landeshauptstädte folgen. [mehr dazu]
Datenerhebung: Einnahmenausfälle von Kulturvereinen in Folge des Corona-Virus
Die Maßnahmen der Bundesregierung zur Eindämmung der Verbreitung des Covid19-Virus wirken sich stark auf die freie Kulturszene und ihre Einrichtungen aus. Mit dieser Umfrage möchte die IG Kultur Informationen über die Höhe der drohenden Einnahmenausfälle und dessen Auswirkungen auf unabhängigen Kultureinrichtungen und -initiativen erfassen. Dies soll eine erste Grundlage bilden, um monetäre Hilfsmittel bemessen zu können. [zur Umfrage]
Aktuelle Informationen der Kulturabteilung Wiens (MA 7) für Fördernehmer*innen und Kulturschaffende – Einschränkungen aufgrund von COVID-19
In einem Infoschreiben der „Stadt Wien Kultur“ wurden am 17. März die Fördernehmer*innen gebeten, bis 20. März dem zuständigen Referat mitzuteilen, ob geplante Vorhaben durch die gegenwärtige Situation beeinträchtigt sind, welche Veränderungen sich ergeben, ob Veranstaltungen abgesagt oder verschoben werden und welche finanziellen Auswirkungen sich daraus ergeben. [mehr dazu]
Weitere Unterstützungsmaßnamen für Musikschaffende und Veranstalter*innen
Music Austria hat in einem Artikel weitere Unterstützungsmöglichkeiten für Musikschaffende und Veranstalter*innen gesammelt. [mehr dazu]
Kampagne der Kulturplattform Oberösterreich #norefundforculture
Die Kulturplattform Oberösterreich hat am 15. März 2020 die Kampagne #norefundforculture ins Leben gerufen. Ziel der Kampagne ist, die österreichische Bevölkerung davon zu überzeugen, sich bereits gekaufte Eintrittskarten für kommende Kulturveranstaltungen nicht rückerstatten zu lassen, sofern man finanziell darauf verzichten kann. Wir unterstützen diese Initiative der KUPF OÖ, die zur finanziellen Entlastung vieler Künstler*innen und Kulturorganisationen beiträgt. [mehr dazu]
AKM Autor*innen, Komponist*innen und Musikverleger*innen
Die AKM hat gegenüber der IG Kultur Österreich Gesprächsbereitschaft für Veranstalter*innen mit Pauschalverträgen signalisiert, das Entgelt zu verringern, wenn Veranstaltungen aufgrund der Verordnung über längere Zeit ausfallen. Betroffene mögen sich mit der zuständigen Geschäftsstelle in Verbindung setzen. Für Musik-Urheber*innen wurde von AKM, austro mechana und OESTIG ein Katastrophenfonds eingerichtet. [mehr dazu]
ÜBER DAS KULTURELLE LEBEN UND DIGITALE KULTURANGEBOTE
Kunst in Quarantäne
Die Freie Kunst- und Kulturszene Österreichs zeigt sich trotz der vielen Veranstaltungsabsagen in diesen Tagen von seiner kreativsten Seite. Unter den Hashtags #kunstinquarantäne, #quarantänekunst #artinquarantine oder #kunstonline bzw. #kulturonline versuchen Künstler*innen in Zeiten der sozialen Isolation ihre Werke mit einem Online-Publikum zu teilen. Darunter findet man Konzerte, Lesungen, Slams und vieles mehr. Hier geht’s zur Facebook-Page. Ebenso findet man unter der Seite „Home Stage Festivals“ tolle virtuelle Angebote. Zudem haben sich viele Musiker*innen inspiriert von Aktionen in Italien entschlossen, Konzerte vom heimischen Balkon anzubieten. Dies trägt in Zeiten der sozialen Isolation dazu bei, sich einander Mut zuzusprechen und den Kontakt zu den Mitmenschen nicht zu verlieren. Diese Konzerte werden auch in den sozialen Medien unter #balkonkonzerte geteilt. Danke für diese tollen Aktionen!
Streaming aus dem Theater
Eine tolle Aktion hat das aktionstheater ensemble gestartet: Ab 16. März streamt es sieben verschiedene Stücke kostenlos auf ihrer Website in Fernsehqualität. Den Stream gibt es hier. Das Theaterportal nachtkritik.de hat den Wochenspielplan ebenfalls auf das Online Angebot umgestellt. Und auch sie selber streamen ausgewählte Stücke auf ihrer Website. Zum Stream geht es hier.
WERISTdICHTER? – Online Special
WERISTdICHTER? ist ein Open Space, Poetry Club, Art Installation, Drag Show und Concerto auf einmal, ein Ort für Sprachkünstler*innen und Performer*innen. Ein Ort des Austausches, des Experiments und des erfolgreichen Scheiterns, eine Zuflucht vor der grauen, süß-sauren Wirklichkeit, eine Plattform für situative Performance – ein Zuhause für alle. Ein Raum, der getragen wird von Gegenseitigem Respekt und Toleranz. Hier geht’s zum Youtube-Channel und hier zum Facebook-Event.
Kleinkunst Love
„Kleinkunst Love“ dient als Plattform für freischaffende Kleinkünstler*Innen, die durch COVID-19 faktisch arbeitslos geworden sind. Sie präsentiert Kunstschaffende, die nun konkret unterstützt werden können, z. B. durch den Kauf von Büchern oder den Support eines Podcasts. Dazu wird eine Liste mit Streams aktuell gehalten, wo einzelne oder mehrere Personen das machen, was sie am besten können: Unterhalten. [mehr dazu]
Initiative der Stadt Wien und W24
Aufgrund der vielen Kultur-Veranstaltungen, die wegen COVID-19 abgesagt wurden, werden Kulturevents wie Theaterstücke oder Konzerte vor leeren Rängen aufgezeichnet, um sie live zu übertragen. „Damit erhalten die Künstlerinnen und Künstler ein Einkommen und gleichzeitig wird den Wienerinnen und Wienern in ihren Wohnzimmern Unterhaltung geboten“, erklärt Bürgermeister Michael Ludwig. So wird der Stadtsender W24 in den nächsten Wochen die Wiener Kunst von Literatur über Kabarett bis zu Musik in den Mittelpunkt stellen.
Streaming aus der Oper
Auch wenn alle Bühnen leer und die Vorhänge geschlossen bleiben, versucht die Staatsoper ihrem Spielplan zu folgen. Deshalb hat sie bereits am Sonntag damit begonnen, ihr Archiv zu öffnen und Aufzeichnungen früherer Opern- und Ballettaufführungen per Stream weltweit kostenlos zugänglich zu machen. Hier geht’s zum Livestream der Staatsoper. Des Weiteren haben Interessierte an Kabaretts und Theatern aktuell die Möglichkeit, das Streamingangebot des Globe Wiens kostenlos zu nutzen.
Musik über Livestream
Um selbst in diesen schwierigen Zeiten den Zugang zu Kultur zu ermöglichen, überträgt das ORF RadioKulturhaus von Montag bis Freitag, jeweils um 20.00 Uhr Konzert-Highlights aus seinem Archiv im Video-Stream. Da viele Bands angesichts der abgesagten Konzerte vor existenziellen Sorgen stehen, soll besonders die heimische Musikszene unterstützt werden. Gezeigt werden unter anderem 5/8erl in Ehr’n oder Attwenger & koenig. Radio FM4 überträgt bei seinen „FM4 Stay at Home Sessions“ ebenfalls Konzerte heimischer Künstlerinnen und Künstler. Die Live-Streams gibt es täglich um 19.00 Uhr.
Virtuelle Museumsrundgänge
Mit der Web- und Smartphone-Anwendung „Google Arts & Culture“ kann man virtuell durch über 1.200 internationale Museen und Ausstellungen „schlendern“. Ermöglicht wird das durch eine hochauflösende Zoomqualität und Hintergrundinformationen, die von Künstler*innen eingesprochen werden. Solche interaktiven Touren sind unter anderem für die Albertina, das Belvedere, das Leopold Museum, das Naturhistorische Museum Wien, das Weltmuseum, das Museum für angewandte Kunst und das Jüdische Museum Wien verfügbar. Auch auf den Social Media-Kanälen der Einrichtungen werden solche Führungen angeboten.
DISKURS
WIMMER’S MONTHLY
Corona machts möglich – solidarisch in den Autoritarismus?
Michael Wimmer kommentiert die politischen Entwicklungen während der COVID-19 Krise kritisch in seinem neuesten Blog. Dabei werden mögliche Transformationsprozsse hin zum Autoritarismus diskutiert.
LETZTE NEWSLETTER
- EDUCULT sucht eine*n Projektmanager*in im Bereich Kulturmanagement und Öffentlichkeitsarbeit
- Einladung zum Konzert: Salon der Kulturen – „Untouched“
- Einladung zur Tagung: Kulturelle Bildung, Resilienz und Nachhaltigkeit zusammen_denken
- Newsletter zwei 2022
- EDUCULT: Einladung zu kommenden Veranstaltungen
- Reminder: Einladung zur Veranstaltung „Das hat uns verändert – jetzt verändern wir!“
- Einladung zur Veranstaltung „Das hat uns verändert – jetzt verändern wir!“
- Newsletter eins 2022
- Frohe Feiertage und auf ein Wiedersehen im Jahr 2022!
- Newsletter sechs 2021