8. Jahrestagung des Fachverband Kulturmanagement: Dispositive der Kulturfinanzierung
Irgendwann fiel der Satz: „Kann mir eigentlich mal jemand erklären, was Neoliberalismus ist?“ Damit war das Gespenst benannt, das während der 8. Jahrestagung des Fachverbands Kulturmanagement vom 16.-18. Jänner 2014 im Raum stand. Thema waren die Dispositive der Kulturfinanzierung, verkürzt gesagt das Foucault’sche Konglomerat an Überzeugungen, die unsere Entscheidungen und unser Handeln im Umgang mit finanziellen Ressourcen leiten.
Entscheidungen, was, wie, von wem in der Kunst und Kultur finanziert werden soll, sind damit grundsätzlich normativ. Die Frage ist, an welchem Wertesystem sich kulturpolitisches und kulturmanagerielles Handeln orientieren soll. Wer handelt richtig? Der, der die meisten Karten verkauft? Der, der seine Entscheidungen mit den Betroffenen ausgehandelt hat? Oder aber diejenigen, die es, mit welchen Ressourcen auch immer, darauf anlegen, Kunst zu produzieren?
Wir sind es heute gewohnt, dass wir Antworten auf das Woher? und Wohin? schnell parat haben. Das Smartphone ersetzt den Brockhaus, das Navi das Ansprechen eines Fremden. Nur, wenn es um Werte geht – damit um unsere kulturellen Grundlagen, die den eigentlichen Gegenstand unseres Fachgebiets und damit die Grundlagen unserer Entscheidungen bilden – bleibt uns nichts anderes übrig als uns kontinuierlich mit uns selbst und anderen auseinanderzusetzen.
Dass diese Bereitschaft zur Auseinandersetzung da ist – bei TheoretikerInnen wie PraktikerInnen – zeigte die hohe Anzahl an TeilnehmerInnen der Fachkonferenz. Kritisches Denken ist keine Domäne der Wissenschaft, das wurde erfreulicherweise deutlich. Erfreulich auch, dass die Tagung unter der professionellen wie freundlichen Leitung der Fachhochschule Kufstein Teilnehmende nicht nur aus Österreich, Deutschland und der Schweiz, sondern auch aus einer Reihe anderer Länder versammelte.
Kulturmanagement, quo vadis? Nehmen wir die kürzeste, schnellste oder landschaftlich ansprechendste Route? Im kommenden Jahr geht es zur Fortsetzung der Diskussion ins deutsche Künzelsau, wo die dortige Hochschule die nächste Tagung ausrichten wird.
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