Zum Fall Wiesinger
Einer der wesentlichen Gründe für den Wahlsieg der türkis (schwarz)-blauen Koalition lag im Versprechen des Teams Kurz-Strache, alle gesellschaftlichen Probleme ließen sich mit Hilfe einer restriktiven Migrationspolitik lösen. Die bislang erzielten Erfolge in der Wählergunst auf nationaler Ebene bringen jetzt den EU-Ratsvorsitzenden Kurz dazu, dieses politische Narrativ auf europäischer Ebene zu wiederholen. Dazu habe ich noch Alexander van der Bellens Bemerkung anlässlich der diesjährigen Eröffnung des Forum Alpbach über diejenigen im Ohr, für die Migration das größte Problem darstellen würde. Er jedenfalls würde nicht dazu gehören, meinte er damals süffisant.
Ungebrochen gibt es zumindest in Deutschland eine Mehrheitsmeinung, wonach Migration kein Problem, sondern eine Bereicherung darstellt. Dies deckt sich auch mit empirischen Befunden, wonach in Europa pro Jahr mehr als 50.000 Menschen an den Folgen von Verkehrsunfällen sterben, während 100 bis 400 Menschen Terrorattacken zum Opfer fallen. 80% der Opfer sind übrigens Muslim*innen. Es bedurfte also großer politischer Mühe, um ein solch grandioses Bedrohungsszenario aufzubauen, um dahinter die eigentlichen gesellschaftlichen Umbaupläne auch nur halbwegs zu kaschieren. In dieses Setting fällt die jüngste Veröffentlichung der Direktorin einer Neuen Mittelschule in Wien Favoriten, Susanne Wiesinger, mit dem Titel „Kulturkampf im Klassenzimmer“, die auf den ersten Blick jede Menge frisches Wasser auf die Mühlen eines migrationsfeindlichen Rechtspopulismus lenkt. Noch dazu hatte sich die Autorin bei der Veröffentlichung ihrer Erfahrungen mit dem Verlag „Quo Vadis Veritas“ (QVV) des Kracherl-Milliardärs Dietrich Mateschitz zusammengetan, der sich zuletzt mehrfach dem rabiat-rechten Lager zugeneigt geoutet hatte. Er stattete Wiesinger mit dem Redakteur seiner Rechercheplattform „Addendum“ Jan Thies aus, um ihren Erfahrungen den Drive zu geben, der im titelgebenden Betriff des „Kulturkampfes“ seinen Ausdruck findet. Und so ist es wenig verwunderlich, wenn der vormalige Wiener FPÖ-Bildungssprecher und nunmehrige Klubobmann Johann Gudenus in der Sendung „Im Zentrum: Integration im Klassenzimmer: Nicht genügend?“ die Steilvorlage nur zu gerne aufnahm, um eine „völlig verfehlte Migrationspolitik der rot-grünen Stadtregierung, die nunmehr in den Klassenzimmern ihre verhängnisvolle Wirkung zeige“, anzuprangern.
Nicht der Islam, sondern die Depravierung der sozialen Lage ist das Problem
Kein Wunder, dass sich auf fortschrittlicher Seite sofort heftige Abwehr artikulierte. So sprach etwa der vom Kurier gehypte Schuldirektor Niki Glattauer von einem Instrumentalisierungsversuch durch den Verlag, dem „meine Kollegin“ in gutem Glauben, Missstände zu verbessern, auf den Leim gegangen sei . Das, was sie da von sich gegeben habe, sei in keiner Weise „integrationsorientiert“, darüber hinaus solle nicht über „Kulturkampf“, sondern ganz andere Dinge wie Arbeitszeitverlängerung und Kürzung der Sozialleistungen diskutiert werden.
Jetzt könnte man lange darüber streiten, wer da wem auf den Leim gegangen ist, wenn sich der ORF dazu entschlossen hat, als zentrales Thema der Woche über migrationsbedingte Probleme in der Schule zu reden und nicht über die verkündete Reform der Sozialversicherung, die im Bund mit anderen Maßnahmen beträchtliche Kürzungen von Sozialleistungen befürchten lassen.
Die anderen wissen besser, was Wiesinger sagen wollte/sollte
Was dem ORF jedenfalls in einem abgründigen Sittenbild vorgestanzter politischer Rhetorik nicht gelungen ist, das ist es, die Kraft aufzubringen, Susanne Wiesinger als Initiatorin dieser öffentlichen Auseinandersetzung selbst eine hörbare Stimme zu geben. Immerhin wäre es nicht völlig abwegig gewesen, ihr die Möglichkeit zu bieten, selbst ihre Beweggründe, mit diesem Buch an die Öffentlichkeit zu treten, auch nur annähernd nachvollziehbar zu machen. Stattdessen sieht sie sich spätestens seit der Veröffentlichung des Buches umzingelt von einer Hetzmeute, deren Wortführer*innen für sich in Anspruch nehmen, besser als sie selbst sagen zu können, was sie eigentlich sagen wollte, besser noch sollte; darüber hinaus, was man sagen darf in einem verminten Umfeld, in dem jeder Sager ganz unterschiedliche, zum Teil den ursprünglichen Intentionen völlig entgegen gesetzte Wirkungen hervorzurufen vermag.
Medial unerfahrene Lehrer*innen – so der Subtext – sollen gleich ganz still sein, wollten sie nicht Gefahr laufen – siehe der Rat von Medienprofi Glattauer – instrumentalisiert zu werden. Und wir werden Zeugen eines völlig pervertierten bildungspolitischen Diskurses, in der authentische Erfahrungsberichte von Praktiker*innen selbst völlig irrelevant zu werden drohen, während ihre Interpretationen von ideologisch voreingenommenen Expert*innen entlang der bestehenden Machthierarchien zur eigentlichen Botschaft mutieren. Man konnte das „Im Zentrum“ gut nachvollziehen, wenn Susanne Wiesinger mehrfach versucht hat, sich gegen ihre politische Vereinnahmung zur Wehr zu setzen und stattdessen gebeten hat, einfach über ihre ganz konkreten Arbeitsumstände berichten zu dürfen. Allein die Entscheidung, mit Johann Gudenus und Max Lercher die Repräsentanten zweier Parteien einzuladen, die sich in Wien im Vorwahlkampf befinden, macht deutlich, dass die Redaktion nicht im Traum daran dachte, das Gespräch konkret werden zu lassen. Und so blieb Wiesinger – von der Moderatorin in keiner Weise unterstützt – auf verlorenem Posten.
Damit sich nichts ändert: Erfahrungsberichte von Lehrer*innen sind dazu da, negiert zu werden – wenn das nicht möglich ist, kann man sie noch immer als Steigbügelhalter der falschen politischen Seite denunzieren
Die ganze Geschichte wird nicht weniger fatal, wenn man berücksichtigt, dass sich Susanne Wiesinger bereits im März dieses Jahres mit den im Grunde gleichen Aussagen mehrfach öffentlich zu Wort gemeldet hat. Passiert ist offenbar wenig bis gar nichts, sei es, dass es der Schulaufsicht, der Lehrergewerkschaft oder der politischen Bundesgenoss*innen (Wiesinger bezeichnet sich nach wie vor als Sozialdemokratin) gelungen wäre, die Pädagogin davon zu überzeugen, dass sie mit ihren Analysen zum wachsenden Einfluss eines konservativen Islam, der in den depravierten sozialen Milieus ihrer Schulumgebung auf zunehmend fruchtbaren Boden fällt, schlicht falsch liegt. Oder aber zumindest erste Schritte zu setzen, die darauf hindeuten, ihre Kritik mit einem durchdachten Bündel an Maßnahmen ernst nehmen zu wollen. Beides ist ganz offensichtlich nicht passiert in einer politischen Kampfsituation, in der die regierende Rechte auf Bundesebene alles daran setzt, migrationsbedingte Probleme in der Schule nicht zu lösen, sondern politisch zu nutzen, und eine regierende Linke auf Ebene der Stadt Wien sich bislang in der Öffentlichkeit darin ergeht zu behaupten, es gäbe überhaupt keine Probleme und wenn es welche gäbe, dann seien diese einem falschen Kurs der türkis (schwarz)-blauen Bundesregierung geschuldet (es bleibt fürs Erste abzuwarten, ob die Umwandlung des Stadtschulrates in eine Bildungsdirektion die Beziehungen zwischen den Schulen und der Schulverwaltung signifikant verbessern wird können).
Kurze Zwischenfrage: Möchten Sie in einem solchen Umfeld als Pädagogin in sozial schwierigen Verhältnissen tätig sein? Ich jedenfalls kann mir gut vorstellen, dass sich da selbst bei gutwilligsten Kolleg*innen jede Menge Frust aufstaut, der sich in irgendeiner Form Luft verschaffen möchte. Dies umso mehr, als Susanne Wiesinger in ihrem Buch in vielfacher Weise beschreibt, wie sie versucht, mit konkreten Vorschlägen zur Verbesserung von zunehmend als unerträglich empfundenen Situationen bei den dafür zuständigen Stellen vorstellig zu werden und ein besseres „Kusch“ dafür geerntet hat.
Susanne Wiesinger mag mit dem reißerischen Titel „Kulturkampf“ unterschätzt haben, dass die Rechte in der aktuellen politischen Konstellation den Begriff als zentrales Instrument zur weiteren Spaltung der Gesellschaft zu vereinnahmen versuchen wird (bei Samuel Huntingons Buch „Kampf der Kulturen“ aus 1996 waren viele der heutigen Kritiker noch konzilianter). Was ich jedoch aus ihren konkreten Schilderungen als Erstes heraushöre, das ist ihr unbedingter Wunsch, eine Pädagogik von den Kindern aus zu gewährleisten und sich dabei möglichst wenig von politischen „Hinsichtln und Rücksichtln“ leiten zu lassen. Sie tut das mit umso mehr Recht, als sich gerade junge Menschen in sozial schwierigen Umständen mehr einer Zerreißprobe unterschiedlicher äußerer Einflussfaktoren in und außerhalb von Schule ausgesetzt sehen.
Wenn kulturverliebte Identitätsvorstellungen Ermüdungserscheinungen in der Durchsetzung demokratischer Grundsätze in der Schule bewirken
Dass sich Wiesinger dabei selbst auf unveräußerbaren Grundlagen demokratischer Errungenschaften wie gleiches Recht auf Zugang zu Wissen (und Kompetenzen), Gleichheit von Mann und Frau oder Trennung von Kirche und Staat (alles Qualitäten, die von Rechtspopulisten zunehmend in Frage gestellt werden) bezieht, spricht für sie. Zugleich bringt sie eine Reihe von Belegen bei, die aufzeigen, dass es vor allem außerschulische Bildungsinstanzen (Familienangehörige, Peers, Religionsvertreter etc.) sind, die die Durchsetzung dieser Prinzipien in Frage stellen. Und – das ist wahrscheinlich ihre größte Leistung – sie gibt zu, dass sie sich diesen äußeren Einflussnahmen in den gegebenen Strukturen und mit den gegebenen Mitteln immer weniger erfolgreich entgegenzustellen vermag. Und sie fügt hinzu, dass die damit verbundene wachsende Verzweiflung, dass ihre aufklärerisch inspirierte „pädagogische Sprache“ sowohl bei einer wachsenden Zahl von Schüler*innen als auch bei immer mehr Schulverantwortlichen immer weniger verstanden würde, nicht nur sie alleine umtreibt.
Was mich – offenbar ebenso wie Wiesinger – zunehmend auf die Palme bringen würde, sind die jetzt auf sie einprasselnden gut gemeinten Ratschläge von der Seitenoutlinie, sich besser in andere kulturelle Hintergründe hineinzuversetzen, integrativer aufzutreten und auf diese Weise „dialogfähiger“ zu werden. Dabei – so der Unterton – müsse sie es ja nicht so genau mit der Erfüllung ebenso der fachspezifischen wie der demokratischen Ziele nehmen. Und vollends in Rage brächten mich Zensuren wie die eines Niki Glattauer, der sich als Person des öffentlichen Interesses rühmt, mit den jugendlichen „Kulturkriegern“ – die er so ganz nebenbei als Deppen disqualifiziert – nur allzu leicht fertig zu werden (da schlägt sich einer medienwirksam auf die Brust und merkt gar nicht, auf welch erdrückende Weise er damit zum Ausdruck einer Ideologie des Stärkeren wird, die jede Form der Solidarität mit „seiner Kollegin“ vermissen lässt). Weitere gut gemeinte Ratschläge von denjenigen, die Wiesingers Buch erst gar nicht gelesen haben – zumal sie dort von ihren ernüchternden Erfahrungen im Rahmen von Lehrer*innen-Fortbildungen berichtet – doch öfter multikulturelle Lehrer*innen-Fortbildungen zu besuchen, sind da nur mehr zynisch zu verstehen.
Was nutzt Lehrer*innen der Zuruf, es ginge ja gar nicht um Religion, sondern um soziale Benachteiligung, wenn sie darauf keinerlei Einfluss nehmen können?
Schule ist und war immer Spiegel der gesellschaftlichen Verhältnisse. Diese zeichnen sich zur Zeit u.a. dadurch aus, dass wir eine Wiederkehr religiöser Einflussnahmen diesmal vor allem unter muslimischen Vorzeichen erleben. Das ist ärgerlich, zumal wir uns gerade erst aus der bislang alles durchdringenden Einflussnahme der christlichen Kirchen mit viel Krampf herausgewurschtelt haben. Die Auswirkungen dieser Form der Re-Sakralisierung auszubaden ausschließlich Lehrer*innen in hochinstitutionalisierten Zwängen als ihnen zukommende Aufgabe zuzuweisen, halte ich fast schon für einen Skandal. Die guten Zurufe an die Lehrer*innen, beim schwierigen Verhalten junger Menschen in der Schule ginge es ja gar nicht um Religion, sondern um die religiöse Verkleidung sozialer Benachteiligung, machen ihren Job angesichts der völligen Einflusslosigkeit auf die sozialen Realisierungsbedingungen der Eltern bestenfalls zu einer Alibiaktion der Rufenden.
Vielleicht sollten wir die Verschlechterung des Images von Lehrer*innen noch einmal überdenken
Susanne Wiesinger hat es gewagt, in einem streng hierarchischen System, in dem der Amtsweg die einzig handlungsleitende Kommunikationsform in Richtung Entscheidungsträger darstellt, ihre Stimme in einer breiteren Öffentlichkeit zu erheben. Wie sie jetzt in der Öffentlichkeit behandelt wird, scheint mir mehr als symptomatisch für die schwache Stellung der Lehrer*innen insgesamt und der Pflichtschullehrer*innen in sozial prekären städtischen Vierteln im Besonderen (In diesem Zusammenhang hat der Kommunikationswissenschafter Frit Hausjell zuletzt Analysen präsentiert, wonach „schlechte Lehrer*innen-Bilder“ systematisch vor Gehaltsverhandlungen in der Öffentlichkeit auftauchen würden. Die längste Zeit eingebettet in streng hierarchische Zwangsverhältnisse scheinen Lehrer*innen ihren Status als Expert*innen verloren zu haben, die in der Lage wären, die öffentliche Diskussion auch und gerade außerhalb der Schule nachhaltig zu beeinflussen (dafür sorgen schon einzelne öffentlichkeitswirksame Alibifiguren wie Niki Glattauer oder Andreas Salcher, deren Einzelfallhaftigkeit das kollektive Schweigen aller anderen Kolleg*innen nur umso symptomatischer erscheinen lässt).
Wenig erfahren in der Selbstgestaltung adäquater Arbeitsbedingungen beschränkten sich viele Kolleg*innen allzu lang auf die Hoffnung, das Heil würde ausschließlich „von oben“ kommen. Aber von dort – so steht zu erwarten – wird so schnell nichts kommen, jedenfalls nichts, was zur Verbesserung der Bedingungen, in denen junge Menschen zu umfassend gebildeten, selbstbewussten und (mit)gestaltungsfähigen Mitgliedern der Gesellschaften werden können, beizutragen vermag. Diese betrifft ganz offensichtlich rechte Kräfte mit ihrem segregierenden Kulturkampfgetöse ebenso wie linke, die in ihrer verklärenden Identitätsverliebtheit ausschließlich integrativ gedachter Kulturvorstellungen vergessen haben, sich gegen eine wieder wachsende religiöse Einflussnahme inklusive einer Stärkung konservativer Gewaltverhältnisse zur Wehr zu setzen (ihnen sei bei Gelegenheit die Lektüre des jüngsten Kommentars von Samuel Schirmbeck „Der fatale Umgang der Linken mit dem Islam“ anempfohlen).
Nichts ist so wichtig wie die Vorbildwirkung des Lehrers bzw. der Lehrerin
Bei all diesen Überlegungen zur öffentlichen Verhandlung von Susanne Wiesingers Outing sollte ich meine persönliche Betroffenheit nicht ganz verschweigen. Es ist bereits mehr als 40 Jahre her, dass ich als junger Musikpädagoge mit dem Schulsystem in Konflikt geriet. Konkret forderte die Direktorin der Schule, an der ich damals unterrichtet habe, von mir den Beitritt zur SPÖ als Voraussetzung für eine Vertragsverlängerung. Ich lehnte dies damals vehement ab und organisierte mit einigen Kolleg*innen und den Schüler*innen Widerstand. Das, was sich daraus ergab, zählt zu den prägendsten politischen Eindrücken, die – zumindest für einige Monate – zu einer bislang völlig undenkbaren Politisierung der gesamten Schule geführt hat. Schüler*innen traten in Streik, pilgerten zu Politiker*innen und informierten die Öffentlichkeit, es entstand eine bildungspolitische Basisbewegung als konkrete Form der Politischen Bildung, die die Haltung zumindest einiger der jungen Menschen nachhaltig geprägt hat. Das Ende war absehbar: Mir wurde von politisch konservativer Seite eine attraktive Stelle an einem anderen Ort angeboten; die Direktorin ging in Frühpension, ihr Nachfolger stellte alsbald wieder normale Schulverhältnisse her. Ich selbst verließ den Schuldienst.
Geblieben ist mir eine Ahnung, wie sehr es in der Schule auf das beispielgebende Verhalten der Lehrkraft ankommt. Diesbezügliche Vermutungen, dass die Vorbildfunktion des Lehrers bzw. der Lehrerin entscheidend ist für die Qualität schulischen Unterrichts, sollte Jahre später der australische Bildungswissenschafter John Hattie mit seiner Meta-Studie „Visible Learning“ bestätigen.
Diesem Befund folgend hat Susanne Wiesinger in einem politisch heiß umkämpften Terrain eine kämpferische Haltung gezeigt und damit den Willen, sich nicht brechen zu lassen, weder von den schwierigen Verhältnissen vor Ort noch von denen, die diese politisch und institutionell verantworten müssen. Zu wünschen wäre, dass ihrem Beispiel viele andere Kolleg*innen folgen, die bereit sind, sich über das bestehende Schweigediktat zu erheben und im Sinne der ihnen anvertrauten jungen Menschen gerade jetzt Engagement zu zeigen und ihre Stimme zu erheben. Es sind nicht die medialen Zurufe einiger erfolgsverwöhnter Klassenbester, die Schule weiterbringen; es sind die Stimmen der vielen in ihren konkreten und oft ganz unterschiedlichen Umständen, die mit dem offensiven Ausdruck ihrer Haltung noch einmal ein vielstimmiges öffentliches Gespräch über Bildung ermöglichen, um so der grassierenden Bildungsfeindlichkeit entgegenzuwirken. Dass sie mit ihrer Beispielswirkung den vielleicht wichtigsten Beitrag dazu leisten, den jungen Menschen eine ihnen eigene tragfähige Haltung zu sich und den oft negativen Einflüssen ihrer Umwelt zu ermöglichen, ist dann mehr als ein positiver Nebeneffekt.
Zuletzt noch eine Leseempfehlung; Daniel Landau, selbst Lehrer, hat in einer Replik auf Susanne Wiesinger „Was unsere Schulen wirklich brauchen“ einen sehr konstruktiven Beitrag zur Weiterführung der Diskussion samt Handlungsanleitungen veröffentlicht.
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